Ausgabe Juli | August 2022
AUSZUG AUS DEM INHALT:
TITELTHEMA
Smart und klimaneutral: Leben im Quartier der Zukunft
Nachbarn produzieren gemeinsam Strom und Wärme, teilen sich E-Autos und E-Bikes, senken den gemeinschaftlichen Energieverbrauch und erfreuen sich eines Maximums an Komfort und Nachhaltigkeit – kein Wunschdenken, sondern in der zunehmenden Anzahl smarter Quartiere tägliche Realität. Als Wohnkonzepte der Zukunft sind smarte Quartiere Wegweiser – klimafreundlich, nachhaltig, intelligent, effizient, energiesparend und vieles mehr.
IM GESPRÄCH
Im Gespräch mit Kathrin Rust: Mit smarten Quartieren zur smarten City
Smarte Quartiere haben eine wichtige Rolle, denn sie sind der Ort der urbanen Energiewende. Wo stehen wir diesbezüglich und wo geht die Reise hin? GEG Baupraxis- Autorin Dr. Tina Weinberger im Interview mit Kathrin Rust, Geschäftsführerin von Rockethome Climate Solutions, Hannover.
Im Gespräch mit Dr. Tom Weier: Forschen für die Energiezukunft
Strom aus Kohle- und Kernenergie soll möglichst schnell durch alternative Methoden ersetzt werden. Ein schon seit vielen Jahren bekanntes Problem, das die Umsetzung dieses Vorhabens so schwierig macht, ist die noch fehlende Möglichkeit der kostengünstigen Speicherung großer Energiemengen. Das internationale Team um Dr. Tom Weier und Dr. Norbert Weber vom Institut für Fluiddynamik des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) ist im Rahmen des Projekts SOLSTICE dabei, genau für dieses Problem eine Lösung zu entwickeln.
REALISIERTE OBJEKTE
Cube Berlin: Wenn Büros mitdenken
Spätestens seit Siri und Alexa für viele Menschen zu „Familienmitgliedern “geworden sind, ist das Thema Smart Home keine Zukunftsmusik mehr, sondern gelebte Realität. Doch nicht nur in Wohngebäuden, auch in Industrie-, Büro- und Sonderbauten gewinnt die intelligente Vernetzung technischer Komponenten immer mehr an Bedeutung. Sinnvoll eingesetzt, kann sie Komfort und Energieeffizienz erhöhen und dabei Energiebedarf und Kosten senken. Zudem ermöglicht sie einen optimierten und dem Bedarf angepassten Einsatz von Sicherheitstechnologien. Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt der „Cube Berlin “.
ENERGIEBERATUNG
Gesünder Wohnen Teil 1: Plädoyer für mehr Wohngesundheit
Der Faktor Zeit ist das knappste Gut der Menschen und unsere Lebenszeit hängt direkt von unserer Gesundheit ab. Da wir uns bis zu ca. 90 Prozent in Innenräumen aufhalten und dabei pro Tag ca. 12.000 Liter Luft atmen, hängt unsere Gesundheit direkt von der Qualität unseres Wohn- und Arbeitsumfelds ab. Obwohl insgesamt unsere Lebenserwartung weiterhin steigt, sinkt die gesunde Lebenszeit – verursacht durch mehrfach chronische Erkrankungen. Diese Zusammenhänge stehen auch im Fokus des Sustainable Development Goal # 3: Good Health and Well-Being, auf Deutsch: Gesundheit und Wohlergehen.
Raumluftqualität und Holzfeuchte: Innenräume in Holzbauten vertikal begrünen
Pflanzen finden zunehmend auch als vertikale Innenraumbegrünung im Büro- und Verwaltungsbau ihren Platz – auch in Objekten, die als Holz- oder Holz-Hybridbau realisiert wurden. Eine aktuelle Masterarbeit der TH Köln widmet sich den Einflüssen großflächiger vertikaler Innenraumbegrünung auf die Raumluftqualität in einem Holzbau sowie auf die Holzfeuchte angrenzender Bauteile. Die Tests fanden in Räumen des Projektbauspezialisten Brüninghoff statt.
EU-Taxonomie und intelligente Immobilienbewirtschaftung: Gebäudeleittechnik macht smart
Die EU erhöht im Rahmen der Taxonomie deutlich den Druck: Unternehmen und Betreiber von Gebäuden müssen ihre Verbesserungen zur Nachhaltigkeit belegen – einfaches Energiemonitoring und -controlling reichen nicht mehr aus. Es ist höchste Zeit, Gebäude „smarter “und damit energieeffizienter zu machen. Gebäudeleittechnik optimiert dabei den Gebäudebetrieb, reduziert den Energieverbrauch und verkleinert den CO 2 -Fußabdruck.
Klimaretter Blockchain: Dezentraler statt nationaler Klimaschutz
Kann die Blockchain-Technologie zur globalen Klimarettung beitragen? Eher nein – so lautet zumindest die überwiegende Meinung der Bevölkerung. Als Grund hierfür wird meist der sehr hohe Stromverbrauch angeführt. Hier eine ganz andere Betrachtungsweise …
ANLAGENTECHNIK
Solartechnik: Stromspeicher für Solaranlagen
Photovoltaikanlagen werden zunehmend mit batteriebasierten Stromspeichern ausgestattet. Die Motivation für eine solche Investition kann recht unterschiedlich sein, von Hoffnungen auf eine verbesserte Wirtschaftlichkeit, über das Gefühl von Autarkie, bis hin zum Willen, noch mehr zur Energiewende und Klimaschutz beizutragen. Inwieweit diese Hoffnungen erfüllbar sind, soll in diesem Beitrag analysiert werden.
Herausforderung Kältemittel: Den Gordischen Knoten lösen
Schon in frühester Geschichte wurde nach Möglichkeiten gesucht, Orte für das eigene Wohlbefinden oder die Lagerung von z. B. Lebensmitteln zu klimatisieren. Die moderne Kältetechnologie ist weder aus dem häuslichen noch dem gewerblichen Umfeld wegzudenken. Waren über Jahrhunderte Eis und Schnee gern genutzte Hilfen zur Temperierung, so gelang während der Industrialisierung mit der Entdeckung des Kompressionskältekreislaufs im 19. Jahrhundert der Schritt zu ersten Kältemaschinen unter Nutzung technisch-chemischer Prozesse. Der hierbei erfolgte Einsatz von Kältemitteln erwies sich zwar als richtungsweisend – die einzelnen Kältegase selbst indes sind heute wie gestern problembehaftet. Es ist daher nötig, den Blick auf die Optimierung von Geräten zu richten, die mit Kältemitteln in Kontakt kommen bzw. mit ihnen arbeiten.
RECHTLICHES
Wärmewenden mit Wärmepumpen: Elektrifizierung der Wärmewende
Die Bundesrepublik Deutschland richtet ihre gesamte Klima-, Energie- und Wirtschaftspolitik auf den 1,5-Grad-Klimaschutz-Pfad aus, zu dem sich die Europäische Union im Rahmen des Übereinkommens von Paris verpflichtet hat. Daher soll die Treibhausgasneutralität bereits im Jahr 2035 erreicht werden. Die Bundesregierung hat dabei jüngst den Schwerpunkt auf die Elektrifizierung der Wärmewende im Rahmen des Osterpakets gelegt. Im Jahr 2020 wurde bereits die Marke von insgesamt einer Million installierter Wärmepumpen übersprungen und deutete bereits auf eine neue Dynamik im Heizungsmarkt hin.
Zurück in die Zukunft
Geht es Ihnen auch ab und zu so? Beim Zappen durchs Fernsehprogramm bleibt man bei einem alten Science-Fiction-Klassiker hängen und denkt sich: Wow, von dieser Zukunftsvision sind wir gar nicht mehr weit entfernt – wenn wir sie nicht schon erreicht haben. Also, vor allem darauf bezogen, wie wir wohnen, wie wir arbeiten oder wie wir uns fortbewegen. Eine Art umgekehrter Flashback: Die Vergangenheit zeigt uns unsere Gegenwart. Zugegeben: Wir surfen noch nicht auf Flying Boards von hier nach dort und wir steuern auch unsere Autos noch selbst, aber einige fahrbare Untersätze können schon heute selbst einparken (hin und wieder vielleicht gar besser als „die Hand am Steuer “). Und beim Auto, das komplett selbst fährt, denkt auch niemand mehr an Hexerei.
Manchmal hingegen ist es auch zum Schmunzeln, wie sehr das Gegenteil der Fall ist. Also wie weit wir noch von der Utopie alter Hollywood-Blockbuster entfernt sind. Die 2000er Jahre waren immer die magische Grenze und ein ganzes Jahrtausend ist ein weites Feld – da kann und wird noch viel passieren. Aber in den frühen Terminator-Verfilmungen etwa war es, wenn ich mich recht entsinne, das Jahr 2029, aus dem der Soldat Kyle Reese von der Widerstandsbewegung der Menschen durch die Zeit zurückgeschickt wird, um die Machtübernahme durch die Maschinen rückgängig zu machen. Ganz so weit sind wir denn doch noch nicht: Wir forschen zwar mit Hochdruck an Künstlicher Intelligenz, aber die Weltherrschaft wird sie in sieben Jahren noch nicht übernommen haben. Aber sie wird sukzessive „die Mitherrschaft “übernehmen, etwa über intelligente Steuerungsprozesse in Immobilien. Die Technologie soll helfen, Betriebsweisen so nachhaltig, effizient und komfortabel wie möglich zu machen. Im Einsatz ist so ein System beispielsweise bereits im Bürogebäude Cube Berlin. Hier soll u. a. auch erforscht werden, wie sich entsprechende Systeme verfeinern und weiterentwickeln lassen.
Künstliche Intelligenz und smarte Technologien sind jedoch nicht auf Gebäude beschränkt – sie können ihre Vorzüge auch in ganzen Quartieren, Vierteln, Städten ausspielen. Hier stehen wir noch am Anfang einer Entwicklung, die aber fortschreiten wird. Wie das Leben in künftigen (Mega) Cities aussehen kann – auch das kennen wir aus vielen Kinoproduktionen. Was wir aus diesen Visionen „lernen “oder ableiten können, damit hat sich z. B. das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung befasst und bereits 2015 eine Studie in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse flossen ein in die Publikation „Von Science-Fiction-Städten lernen – Szenarien für die Stadtplanung “. Sie steht zum kostenlosen Download bereit unter bit. ly/ 3nthF4d – werfen Sie doch mal einen Bick hinein. Und wenn Sie „ableiten wollen “, was wir am besten vermeiden sollten bei der Planung und Umsetzung der gebauten Zukunft, können Sie u. a. auch gerne mal wieder hin und wieder durchs Fernsehprogramm zappen …
Wir wünschen Ihnen viel Begeisterung für die smarten Projekte der Zukunft!
Ihr GEG Baupraxis-Team