Im Gespräch mit: Felix Pakleppa (ZDB)
„Finanzhilfen des Bundes sind ein Anfang“
Text: Felix Pakleppa | Foto (Header): © Marco2811 – stock.adobe.com
„Zu wenig Wohnraum“ rufen die einen, „zu viel Leerstand“ die anderen – der soziale Wohnungsbau erhitzt die Gemüter. Nun scheint durch die beschlossene Förderung wieder neuer Schwung in das Thema zu kommen. Allein im Jahr 2022 stellt der Bund eine Milliarde Euro für den klimagerechten sozialen Wohnungsbau bereit. Damit sollen „energetisch hochwertige Sozialwohnungen neu gebaut oder bestehende Sozialwohnungen energetisch saniert werden“. Doch trifft die Förderung die richtigen Stellen? Und reicht sie überhaupt aus, um den Bedarf zu decken? GEG Baupraxis hat mit Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer beim Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), über das kontrovers diskutierte Thema gesprochen.
Auszug aus:
GEG Baupraxis
Fachmagazin für energieeffiziente und ressourcenschonende Neu- und Bestandsbauten
Ausgabe Januar 2022
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Herr Pakleppa, wie würden Sie die derzeitige Situation des sozialen Wohnungsbaus beschreiben: Problemkind oder Hoffnungsträger?
Die Förderung des sozialen Wohnungsbaus ist zuletzt wieder mehr in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Angesichts der regional zum Teil sehr angespannten Situation auf dem Wohnungsmarkt ist der soziale Wohnungsbau ein wichtiges Instrument, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Daher ist es gut, dass die Bundesregierung in der vergangenen Legislaturperiode durch eine Grundgesetzänderung ermöglicht hat, dass sich der Bund mit zweckgebundenen Finanzhilfen an der Förderung des sozialen Wohnungsbaus beteiligt. Bislang hat der Bund eine Milliarde jährlich bereitgestellt – ein Anfang, der aber den Bedarf nicht deckt. Wir begrüßen daher, dass die Ampelkoalition angekündigt hat, diesen Betrag zu erhöhen.
Welche Prioritäten müssten gesetzt werden, damit alle in Deutschland gut und sicher wohnen können?
Die Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit. Dabei ist klar: De facto vergrößert sich das Angebot an Wohnungen nur, wenn tatsächlich neu gebaut wird. Anstatt auf eine enge Regulierung des Wohnungsmarkts bis hin zu Debatten über Enteignungen zu setzen, sollte man sich darauf konzentrieren, wie schneller und mehr gebaut werden kann. Die Bauunternehmen bauen heute schon doppelt so viele Wohnungen wie noch vor zehn Jahren und stellen mehr Beschäftigte ein. Damit dieser Trend anhält, braucht es mittel- und langfristige Investitionsbedingungen, wie z. B. die jetzt vorgesehene Erhöhung der linearen AfA im Mietwohnungsbau, die in der nächsten Legislaturperiode umgesetzt werden soll.
Die Baukosten explodieren derzeit, Preissteigerungen von 10, 20, 30 Prozent oder noch mehr… Wie geht das mit bezahlbarem, energieeffizientem und bedürfnisorientiertem Wohnraum zusammen?
Die Situation bei den Lieferengpässen und damit verbundenen Preissteigerungen gehörten im vergangenen Jahr zweifelsohne zu den großen Hürden für die Unternehmen. Die Ursache hierfür lag allerdings größtenteils darin, dass globale Lieferketten infolge der Corona-Pandemie aus dem Gleichgewicht geraten sind, sodass wir mittelfristig mit einer Normalisierung rechnen können. Klar ist aber auch, dass die Anforderungen im Bereich Energieeffizienz das Bauen verteuern. Um klimagerechtes und sozialverträgliches Bauen und Wohnen in Einklang zu bringen, braucht es daher eine angepasste Förderkulisse. Zudem muss das Bestreben sein, die große Masse des Gebäudebestands energieeffizient zu ertüchtigen – das geht nur, indem die Sanierung in der Breite gefördert wird und die Förderkulisse hierauf ausgerichtet ist.
Da erscheint die Förderung von einer Milliarde wie ein Tropfen auf den heißen Stein…
Richtig ist, dass die Förderung des sozialen Wohnungsbaus derzeit nicht ausreicht und die geplante Anhebung der jährlichen Fördersumme daher dringend notwendig ist. Gleichzeitig haben wir das Ziel im Koalitionsvertrag, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, davon 100.000 öffentlich geförderte. Dazu wurde ein „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ angekündigt. Die Pläne der neuen Bundesregierung sind also ehrgeizig. Es bleibt abzuwarten, wie die Umsetzung vollzogen wird. Als Bauwirtschaft stehen wir auch weiterhin als verlässlicher Gesprächspartner zur Verfügung.
Der Autor
Felix Pakleppa ist Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB).