Ausgabe Juli | August 2018
AUSZUG AUS DEM INHALT:
TITELTHEMA
Brandschutz – Rauch- und Wärmeabzug
Aufzugsanlagen in beheizten Gebäuden sorgen häufig für einen großen Verlust von Heiz- und Klimaenergie, ohne dass die Betreiber oder Eigentümer dies bewusst realisieren. In der jeweiligen Landesbauordnung wird eine Öffnung zur Rauchableitung und Belüftung von Aufzugsschächten gefordert, die aktuell in den meisten Objekten permanent offen steht und die wertvolle Heiz- und Klimaenergie unbemerkt nach draußen verschwinden lässt. Das schadet nicht nur dem Geldbeutel, sondern sorgt auch dafür, dass der CO2-Ausstoß unnötig nach oben getrieben wird.
VERANSTALTUNGEN
10. EffizienzTagung Bauen+Modernisieren – Energiewende (be)leben
Die EffizienzTagung Bauen+Modernisieren begeht 2018 ein Jubiläum – das Branchentreffen findet zum zehnten Mal unter diesem Titel statt. Am 9. und 10.11.2018 treffen sich im Hannover Congress Centrum Architekten, Planer, Bauingenieure, ausführende Handwerker und Energieberater, um darüber zu diskutieren, wie der Bausektor dazu beitragen kann, die Energiewende fest im Alltag zu verankern. Tagungsbegleitend informiert eine Ausstellung über neue und bewährte Produkte.
REALISIERTE OBJEKTE
„Nullenergie“-Großmarkt – Einkaufen im Wald
Im Oktober 2017 wurde der METRO Cash & Carry „Nullenergie“-Großmarkt in Holzbauweise am Standort St. Pölten mit Null-Energie und Null-Emission eröffnet. Der Nachhaltigkeitsgedanke diente dabei als Leitidee für das Gebäude. Revolutionär ist im Vergleich zu den bisherigen METRO-Märkten neben Konstruktion und Technik auch die Gestaltung der Verkaufsflächen.
ENERGIEBERATUNG
Multifunktionale Energiefassaden – Dezentral und modular integrierbare Technologien
Fassaden werden smarter und damit auch komplexer. Einerseits steigen die Ansprüche an visuellen und thermischen Komfort, andererseits müssen Gebäude deutlich mehr zur Dekarbonisierung beitragen. CO2-Verminderung bedeutet nichts anderes als vehemente Reduzierung des Energieverbrauchs oder sogar die Umkehr – Gewinnung von Energie. Die Gebäudehülle avanciert dabei zum Energiewandler. Im Idealfall erzeugen Gebäude mehr Energie als sie verbrauchen. Welche Technologien kommen dafür infrage?
GEBÄUDEHÜLLE
Tageslichtsysteme für aktives Energiemanagement – Glasarchitektur mit Potenzialen
Beim Neubau eines „nearly zero energy buildings“ müssen alle Gebäudekomponenten zusammenspielen. Tageslichtsysteme sind hierbei nicht nur Lieferanten für natürliches Licht, sondern übernehmen zeitgleich wichtige Lüftungsfunktionen – und sind dabei durchaus auch optisch ein Highlight.
ANLAGENTECHNIK
Hydraulik in der Heiztechnik – Zusammenspiel von Wärmeerzeugung und -verbrauch
Unser Professor für Elektrotechnik sagte uns Studenten sinngemäß, wir sollten über die Berechnungen mit Strom-Leitungsnetzen froh sein, da sie gemäß des Ohmschen Gesetzes einer linear funktionalen Beziehung folgen würden. Im Klartext: Spannung und Strom steigen oder fallen proportional, während in der Hydraulik der Volumenstrom und die damit verbundene Druckerhöhung einer quadratischen Funktion folgt. Das bedeutet, bei einer Verdoppelung des Volumenstroms vervierfacht sich der damit verbundene Druck bzw. fällt auf ein Viertel bei einer Halbierung des Volumenstroms. Der o. g. Sachverhalt hat auch Auswirkungen auf die abgegebene Heizleistung eines Heizkörpers bei sich ändernden Volumenströmen.
Dezentrales Nahwärmespeicherkonzept – Smarte Wärmeverteilung
Eine hohe Wärmebedarfsdichte hat einen positiven Effekt auf die Effizienz von Wärmenetzen. Diese ist bedingt durch den geringen Wärmebedarf im Neubau in der Regel jedoch nicht gegeben. Ist es in diesem Fall überhaupt sinnvoll, eine Wärmeversorgung mit Wärmenetz zu realisieren? Ja. Und zwar mit der richtigen Technik. Mit einem dezentralen Nahwärmespeicherkonzept einschließlich intelligenter Ladesystematik können Wärmenetze auch bei geringer Wärmebedarfsdichte ökonomisch und ökologisch betrieben werden.
RECHTLICHES
Urteil vom OLG Düsseldorf – WDVS-Sockelbereich ist im Detail zu planen
Das OLG Düsseldorf hat Anfang dieses Jahres entschieden: „Wird ein Architekt mit der Erbringung der Vollarchitektur für die Errichtung eines Einfamilienhauses beauftragt, hat er den Sockelbereich eines Wärmedämmverbundsystems im Detail zu planen und die Verwendung geeigneter Dämmplatten vorzugeben. Außerdem hat er die ordnungsgemäße Verklebung der Dämmplatten zu überwachen“ (vgl. OLG Düsseldorf, Urt. v. 20.02.2018 – 23 U 101/16).
Wird Wohnen unbezahlbar?
„In Deutschland fehlen rund 1 Million Wohnungen. Laut einer Umfrage des Caritas Verbandes fürchten 74 % der Menschen, ihre Wohnung wegen zu hoher Mieten zu verlieren. 79 % haben Angst, deshalb in die Armut abzurutschen. Vor allem in Großstädten wächst der Druck, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Wohnen wird zum Luxus!“ (BAUEN & WOHNEN)
Das Problem ist nicht neu, sondern frisst sich bereits seit vielen Jahren einen dicken Wanst an. Schon vor etwa 15 Jahren glich es einer Odyssee, eine einigermaßen bezahlbare Wohnung für die Studienzeit zu finden. Noch dazu eine, die über Tageslicht verfügt. Dementsprechend flott ging die Suche nach einem Nachmieter von der Hand. Das Einzige, was hier Zeit gekostet hat, war die Qual der Wahl …
Wer keine Wohnung zum Mieten findet, überlegt sich logischerweise selbst zu bauen. In der Stadt? Für die meisten absolut unbezahlbar, aber auch auf dem Land wird es immer schwieriger. Zumal derzeit auch vom Staat wenig Unterstützung zu erwarten ist: Steuerbegünstigungen, Eigenheimzulage, Kreditzinsen etc. – Fehlanzeige! Ganz im Gegenteil: Grunderwerbssteuer, Eintrag im Grundbuch, Grundsteuer … schon bevor es richtig losgeht mit Bauen, bekommt man den Geldbeutel kaum wieder zu. Liebe Politik, hier läuft etwas falsch! Jetzt heißt es handeln – und zwar bevor der Zeltverkauf so richtig in Schwung kommt!
Viele neue Erkenntnisse mit dieser Ausgabe wünscht
Kathrin Sauter
Chefredaktion „EnEV Baupraxis“
Dipl.-Ing. (FH), Architektur, Energieberaterin (TUD)