Ausgabe November | Dezember 2022
AUSZUG AUS DEM INHALT:
TITELTHEMA
Eisspeichertechnologie – Mit Kälte heizen
Durch das Bestreben, bis 2045 einen klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen, werden immer öfter innovative Lösungen zur Beheizung von Gebäuden eingesetzt. Neben den momentan vielfach gepriesenen, geförderten und genutzten Wärmepumpen sind das auch immer mehr sog. Eisspeicherheizungen. Obwohl Heizen und Eis erst einmal widersprüchlich klingen, sind entsprechende Anlagen eine gute, nachhaltige und umweltschonende Art, um Gebäude, Siedlungen oder Neubaugebiete mit Wärme zu versorgen – und, je nach Auslegung, im Sommer auch zu kühlen.
SONDERTEIL CRADLE TO CRADLE
Circular Buildings Toolkit – Werkzeugkasten für die Bauwende
Die Baubranche hat Potenzial. Sogar viel Potenzial, wenn es etwa darum geht, künftig nicht mehr mit hohem Ressourcenverbrauch und Abfallaufkommen, sondern einer großen, geschlossenen Wertschöpfungskette von sich reden zu machen. Zirkulär zu planen, zu bauen und rückzubauen, zahlt sich sowohl ökologisch als auch ökonomisch aus. Doch noch mangelt es an konkretem Know-how, wie kreislauffähiges Wirtschaften im Baubereich aussehen kann. Das Planungs- und Beratungsbüro Arup will das ändern.
Urban Mining – Schürfen im Bestand
Angefangen hat alles mit Restado – dem heute größten Online-Marktplatz für wiedergewonnene Baustoffe und Restbaustoffe. Zielgruppe: privater Sektor. Doch das Restado-Team wollte mehr Einfluss auf die Ressourcenverschwendung der Baubranche nehmen. So entstand „Concular“ – ein Ökosystem für zirkuläres Bauen. Architektin Annabelle von Reutern im Gespräch mit GEG Baupraxis über eine Baukultur, die Zukunft hat, weil sie sich rückbesinnt …
Zirkuläres Bauen – Module machen mobil
Ohne Bauwende keine Klimawende. Dieser Slogan hallt immer lauter durch die gesamte Branche. In der Kritik steht u. a. die traditionelle (Massiv)Bauweise, die in puncto Digitalisierung, Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft noch Nachhilfe nötig hat. Der Modulbau ist hier indes schon weiter.
Huthmacher Haus, Berlin – Zeitzeuge auf zirkulärem Pfad
Das Huthmacher-Haus in Berlin wird teilsaniert – ein Nachhaltigkeitsprojekt der Bayerischen Hausbau, EPEA und Madaster. Es identifiziert Urban-Mining-Möglichkeiten, erstellt einen Gebäuderessourcenpass und macht Daten zugänglich.
PLANUNG
BIM-Bestandsdatenerfassung mit Laserscans und CAD-Modellierung – „3D-Screenshot“ vom Status quo
Bauprojekte in Deutschland sind meist Umbaumaßnahmen an bestehenden Immobilien. Ausgangspunkt für diese Vorhaben bildet die akkurate Erfassung des Bestands: Mit der Technologie des Laserscannings kann sie vereinfacht und automatisiert werden. Dabei wird die gesamte Oberfläche aller sichtbaren Bauteile in Millionen von Messpunkten detailgenau aufgenommen und in einer Punktewolke dargestellt. Mit der passenden Software gelingt der Brückenschlag zu CAD und Konstruktion und damit die Weiterverarbeitung der Daten.
Green-BIM-Awards – CO2-Tool Gebäude
Zum dritten Mal fanden dieses Jahr die BIM-Tage Deutschland statt und im Rahmen der hybriden Veranstaltung wurden zum zweiten Mal die Green-BIM-Awards verliehen. Gekürt wurden drei Gewinner, u. a. ATP Architekten Ingenieure/ATP Sustain. Mit dem „CO2-Tool Gebäude“ hat das Unternehmen ein Berechnungstool für Autodesk Revit entwickelt, das es in frühen Planungsphasen ermöglicht, die Emissionswerte verschiedener Konstruktionsvarianten zu bewerten. GEG Baupraxis hat nachgefragt, wie das Werkzeug funktioniert.
ENERGIEBERATUNG
Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG), Teil 2 – Weg in die Nachhaltigkeitsklasse
Bis Jahresende unterstützt die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) Neubauten nur noch, wenn sie die NH-Klasse erfüllen. Voraussetzung hierfür ist die Zertifizierung mit dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG). 2023 soll das Programm „Klimafreundliches Bauen“ die Neubauförderung ablösen. Auch hierbei spielt das QNG, das sukzessive weiterentwickelt werden wird, eine bedeutende Rolle. Was ist bei entsprechenden Bewertungssystemen zu beachten und wie läuft die Zertifizierung ab?
GEBÄUDEHÜLLE
Im Gespräch mit: Dr. Simon Schmidt – Welcher Stoff dämmt Fassaden in Zukunft?
Wärmedämmstoffe haben viele Anforderungen zu erfüllen. Zwar holen die heute führenden Systeme in den Kategorien Wärmedämmwirkung und Preis viele Punkte, schaffen es aber, da sie auf mineralischen und fossilen Rohstoffen basieren, trotzdem noch nicht aufs oberste Treppchen, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Im Markt ist viel Bewegung. Wo es besonders heiß zugeht und wo es hinführt – darüber hat GEG Baupraxis mit Dr. Simon Schmidt vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP gesprochen.
ANLAGENTECHNIK
Heizungsoptimierung – Mehr Effizienz im Bestand und Betrieb
Nicht zuletzt angesichts der drastisch steigenden Energiepreise und der nahenden kalten Jahreszeit rückt das Thema „Heizung“ immer stärker in den Fokus. Anlässlich der herrschenden Gasbeschaffungskrise hat der Gesetzgeber zwei „Energieeinsparverordnungen“ mit konkreten Maßnahmen für die kommende und übernächste Heizperiode verabschiedet. Der nachfolgende Beitrag beleuchtet einen Teil der dort vorgeschlagenen Instrumente näher. Die meisten Maßnahmen hat der Autor bereits seit mehreren Jahren am eigenen Gebäude durchgeführt und getestet.
RECHTLICHES
Nachträgliche Dämmung – Wärmeschutzüberbau einer Grenzwand in Berlin
BGH-Entscheidung: Die nachträgliche Dämmung eines Altbaus darf auch in Berlin auf das Nachbargrundstück ragen.
„Qualität bedeutet, der Kunde kommt zurück, nicht die Ware“ (Hermann Tietz)
Stellen sich Ihnen auch sofort die Nackenhaare auf, wenn Sie Bilder von Bauschäden sehen? Der Respekt vor den Details und, ich sage es frei heraus, die Angst vor Bauschäden begleiten mich schon seit Beginn meines Berufslebens. Am Anfang war die Ursache noch die mangelnde Erfahrung, mittlerweile ist es die gesammelte Erfahrung und das damit verbundene Wissen um die Folgen. Wer schon mal mit einem Bauschaden zu tun hatte – und früher oder später haben wir das alle – weiß, dass damit viel Ärger, Zeit und Kosten verbunden sind. „Glücklich sind die, die in unserer Branche nichts mit dem Thema Feuchte zu tun haben“, sagte uns während einer Vorlesung einmal ein Professor, der Sachverständiger für Bauschäden war. Welches Gewerk dieses Glück tatsächlich hat, erwähnte er freilich nicht. Trotzdem war mit diesem Satz alles gesagt, denn unser ganzes Handeln und Tun ist Tag für Tag ein ewiger, niemals endender Kampf gegen die Feuchte und die damit verbundenen Folgen. Leider treten diese meist nicht gleich zutage, sondern melden sich erst Jahre später mit entsprechendem Ausmaß. Dann geht die Ursachenforschung und die Suche nach dem oder den „Schuldigen“ los. Die erste Vermutung lautet stets: Verarbeitungsfehler. Zugegeben, das trifft mit Sicherheit häufig zu, gerade in diesen Zeiten, in denen wir mit starkem Fachkräftemangel zu kämpfen haben. Das betrifft sowohl die Planung als auch die Ausführung, für deren Kontrolle wir als Planer natürlich meist auch verpflichtet sind. Zunehmend mehr begegnen mir allerdings auch Schäden durch Materialfehler. Das gab es zwar in der Vergangenheit schon, mir fällt aber auf, dass dies in letzter Zeit gravierend zugenommen hat. Besonders ärgerlich empfinde ich dabei, dass es sich nicht um „No-Name-Produkte“ handelt, sondern um Materialien von (einzelnen!) Firmen, die zeitlebens für einen hohen und garantierten Qualitätsstandard gestanden haben. Und nebenbei gesagt, auch den Preis (plus zusätzliche Steigerung der letzten Monate) dafür verlangen. Während der Corona-Lockdowns wurde oft darüber lamentiert, was sich wieder alles ändern müsse und werde in puncto Industrie- und Herstellungsprozessen, vor allem darüber, nicht sämtliche Produktionen ins Ausland zu verlagern. Einerseits, um die Abhängigkeit zu verringern, andererseits, um die Qualitätssicherung wieder garantieren zu können. So bringt jede Zeit ihre Erkenntnisse, oder lässt sie auch wieder in Schall und Rauch aufgehen…
Apropos Zeit, für mich beginnt nun wieder eine andere, nicht weniger spannende: Ein neuer winziger Arbeitgeber wartet auf mich und wird mich bald Tag und Nacht beanspruchen. Deshalb verabschiede ich mich von Ihnen mit dieser Ausgabe in den Mutterschutz. Vielen Dank für Ihre Treue, liebe Leserinnen und Leser – bis bald!
Kathrin Sauter
GEG Baupraxis-Team
PS: Diesem Magazin liegt die neue Ausgabe unseres Booklets KlarText! GEG bei, das sämtliche Änderungen im Rahmen der GEG-Novelle enthält. Zum Einschweißen haben wir natürlich umweltfreundliche Folie verwendet.