Ausgabe März | April 2020

AUSZUG AUS DEM INHALT:

TITELTHEMA
Null-Energie Fachklassentrakt des Schubart-Gymnasiums in Aalen – Bauen mit Umweltenergie
Ursprünglich sollte der neue Fachklassentrakt für Biologie und Chemie des Schubart-Gymnasiums in Aalen als Passivhaus realisiert werden. Während des Planungsprozesses hat sich das Ziel jedoch verändert, weg vom Passivhaus, hin zum aktiven Gebäude. Dieses nutzt natürliche Ressourcen für Kühlung, Beleuchtung und Lüftung und verzichtet auf wartungs- und kostenintensive Technik.

REALISIERTE OBJEKTE
Studentenwohnheim Gillies Hall, Frankston/AU – Wegweiser in die Zukunft
Das im Februar 2019 fertiggestellte Studentenwohnheim Gillies Hall an der Monash University ist Australiens derzeit größtes zertifiziertes Passivhaus, das mit Komponenten aus Brettsperrholz (CLT = Cross-Laminated Timber) konstruiert wurde.

ENERGIEBERATUNG
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen – Zusatznutzen von ökologischer Dämmung
„Die sauberste und günstigste Energie ist die, die gar nicht erst erzeugt wird“ (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie). Dieser Aussage und der Tatsache, dass eine Wärmedämmung eine sinnvolle Methode zur Verhinderung von Wärmeverlusten ist, kann nahezu uneingeschränkt zugestimmt werden. Hinsichtlich der Dicke einer Wärmedämmung und den zu erreichenden Zielen wird jedoch kontrovers diskutiert, insbesondere bei Gebäuden und unter dem Gesichtspunkt des Klimawandels.

Luftdurchlässigkeit – Herausforderung bei der Messung sehr dichter Gebäude
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Luftdichtheit als notwendige, wichtige Eigenschaft der Gebäudehülle etabliert. Die umfangreichen Erfahrungen und das Wissen um die Herstellung einer guten Luftdichtheitsschicht führen teilweise zu einer exzellenten Qualität der Luftdichtheitsebene. Große Gebäude mit besonderen Luftdichtheitsanforderungen, wie Sauerstoffreduktion in Lagerhallen für Chemikalien oder Lebensmittel, haben Luftwechselraten bis zu 0,03 h-1, Passivhäuser und Wohnungen zeigen teilweise n50-Werte deutlich unter 0,6 h-1. Bei der Luftdurchlässigkeitsmessung dieser sehr dichten Objekte stößt der übliche Messablauf an seine Grenzen und es kommen neue Herausforderungen auf die Messtechnik und Messtechniker zu.

Gebäude nach Net Zero Standard – Serielle Sanierung mit Energiesprong
Nur zwei Jahre, nachdem die dena „Energiesprong“ in Deutschland bekannt gemacht hat, steht in Hameln die erste serielle Sanierung zum „Net Zero Building“ jetzt vor dem Abschluss. Die Erfahrungen fließen bereits in die nächsten sechs beauftragten Projekte und in mehr als 11.000 angekündigte Sanierungen ein. Mit der Beteiligung der Wohnungswirtschaft ist damit die wichtige erste Etappe erreicht: Die klimaneutrale Modernisierung von Wohnhäusern durch industrielle Vorfertigung in großer Zahl schneller, mieterfreundlicher und kostengünstiger zu machen.

IM GESPRÄCH
mit Sophie Mok und Felix Stroh – Die Straße der Zukunft
Straßenflächen bieten bei einer systemübergreifenden Gestaltung eine Vielzahl an Potenzialen, z. B. die Speicherung von Oberflächenwasser nach Starkregenereignissen oder auch die Energiegewinnung. Das Förderprojekt „Straße der Zukunft“ mit Reallaboren in Ludwigsburg und Erlangen soll Kommunen beim vorausschauenden und effizienten Planungs- und Umsetzungsprozess ressourceneffizienter Musterstraßen unterstützen.

GEBÄUDEHÜLLE
Luftdichter Holzbau – Besonderheiten der Ausführung
Während der reine Holzbau mit dem Thema der luftdichten Gebäudehülle seit Anfang der 1990er-Jahre immer bessere und ausgefeiltere Lösungen entwickelt, haben wir für die Akteure im Massivbau, die mit einem gewissen Holzbauanteil immer zu tun haben, gute Tipps parat. Denn jeder Massivbau hat auch einen Holzbau – spätestens dann, wenn der obere Gebäudeabschluss aus einem Steildach, einem Flachdach, einer Loggia besteht, oder ein Anbau in Holzrahmenbauweise die Wohnfläche vergrößert.

ANLAGENTECHNIK
Gebäudeautomation – Steuerung von Sonnenschutzsystemen – Effizient, flexibel, smart
Weltweiter Klimawandel, immer extremere Wetterlagen und begrenzte Verfügbarkeit von Energie und Rohstoffen – das sind die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Rund 40 % der Energie werden für Heizung, Lüftung, Klimatisierung und Beleuchtung von Wohn- und Zweckgebäuden verbraucht. Ein automatisch gesteuerter Sonnenschutz unterstützt alle Gewerke und erhöht dabei den Wohlfühlfaktor für die Gebäudenutzer.

Neubau in Wörth am Rhein – Luftheizung, Kühlung und Warmwasser in einem
In Wörth am Rhein ist in den vergangenen drei Jahren eine der größten Neubausiedlungen in Rheinland-Pfalz entstanden. Wie zukunftsweisend ressourcenschonendes Bauen heute aussehen kann, zeigt dabei der Neubau von Familie Schrenk. Ihr Niedrigstenergiehaus wird komplett über eine Luft/Luft-Wärmepumpe versorgt – mit Wärme, Warmwasser, Lüftung und sogar Kühlung. Und das Ganze dank einer PV-Anlage mit Strom vom eigenen Hausdach gleichzeitig weitgehend energieautark.

VERANSTALTUNGEN
IFH/Intherm 2020 in Nürnberg – Netzwerk für die SHK-Branche
Vom 21. bis 24. April 2020 ist die IFH/Intherm in Nürnberg für die SHK-Branche der wichtigste Treffpunkt des Jahres. Die Fachmesse für Sanitär, Haus- und Gebäudetechnik ist die ideale Plattform, um sich mit Kollegen zu treffen, neue Kontakte zu knüpfen und sich über Produktneuheiten zu informieren.

RECHTLICHES
Beschluss des Gerichts vom 26.04.2017, Az.: 1 U 461/16 – Müssen Leitungen nach der EnEV gedämmt werden?
Das Oberlandesgericht Koblenz musste sich bereits 2017 mit der Frage befassen, ob Leitungen zur Kaltwasserzufuhr einer Warmwasserbereitungsanlage nach der EnEV gedämmt werden müssen oder nicht. Der Beschluss des Gerichts vom 26.04.2017, AZ.: 1 U 461/16 wurde jedoch erst kürzlich rechtskräftig, nachdem der Bundesgerichtshof die Nichtzulassungsbeschwerde mit Beschluss vom 18.09.2019, AZ.: VII ZR 119/17 zurückgewiesen hat.

Denkverbot

Seit Anfang des Jahres steht wieder das neue Unwort fest. Die Entscheidung für 2019 fiel dieses Mal auf „Klimahysterie“. Die Begründung lautet folgendermaßen: „Mit dem Wort werden nach Auffassung der Jury Klimaschutzbedingungen und die Klimaschutzbewegung diffamiert und wichtige Debatten zum Klimaschutz diskreditiert.“ Das Unwort des Jahres wird seit 1991 gewählt und soll auf unangemessenen Sprachgebrauch aufmerksam machen.

Mein ganz persönliches Unwort des Jahres lautet übrigens „Freigabe“. Es steht zwar nicht für unangemessenen Sprachgebrauch, dafür aber für eine „unnötige, ärgerliche Prozedur“. Sicherlich hören Sie auch ständig folgende Frage, eventuell sogar jeden Tag: „Schicken Sie mir bitte noch die Freigabe zu?“ Meine Gesichtsfarbe wechselt dann mittlerweile regelmäßig von einem natürlichen Teint in ein tiefes Purpur-Rot. Egal, ob Materialbestellungen oder Planzeichnungen: Sie senden die korrekten Daten und was bekommen Sie zurück? Pläne vom Fertigteilhersteller, in denen plötzlich Durchbrüche an anderer Stelle oder gar nicht mehr vorhanden sind, Bestellbestätigungen, bei denen die Maße vertauscht oder das Material schlichtweg das Falsche ist … Warum? Ganz einfach: Weil genau dieser Freigabeprozess die Verantwortung aller anderen beteiligten Personen aushebelt. Quasi der Freischein, um das Denken einzustellen, denn das übernimmt ja dann derjenige, der die Freigabe erteilt und somit mit seiner Unterschrift haftet. Soweit sind wir mittlerweile, dass niemand mehr Verantwortung übernehmen möchte, wenn es nicht unbedingt sein muss. Übrigens genau wie bei der „Klimahysterie“. Der polnische Lyriker Stanislaw Jerzy Lec hat es schon lange auf den Punkt gebracht:

„Keine Schneeflocke in der Lawine wird sich je verantwortlich fühlen.“

Treffender lässt es sich nicht formulieren.

Viele verantwortungsbewusste Mitmenschen und Kollegen wünscht

Kathrin Hefele
Chefredaktion „EnEV Baupraxis“
Dipl.-Ing. (FH), Architektur, Energieberaterin (TUD)