Dachsanierung im laufenden Betrieb

Sandwich raus, Element rein

Text: Sandra Hoffmann | Foto (Header): © Domico

Die Danieli Engineering & Services GmbH in Völkermarkt ließ das Dach einer ihrer Produktionshallen bei laufendem Betrieb sanieren. Dabei wurden 5.300 m² Fläche innerhalb von acht Wochen rück- und komplett neu aufgebaut.

Auszug aus:

GEG Baupraxis
Fachmagazin für energieeffiziente und ressourcenschonende Neu- und Bestandsbauten
Ausgabe September / Oktober 2023
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INHALTE DES BEITRAGS

Lösung: Element-Dach
Alt weicht neu

Die Danieli Engineering & Services GmbH ist Teil der Danieli Gruppe, einem weltweit aktiven Engineering- und Anlagenbauunternehmen der Stahl- und Aluminiumindustrie. In den Jahren 2007 bis 2008 errichtete sie im österreichischen Völkermarkt eine 105 m lange und 50 m breite Produktionshalle mit einem Dach aus Sandwichelementen mit Mineralfaserkern. Diese wurden bei 25 m Sparrenlänge von der Traufe zum First in zwei Längen von ca. 12,50 m mit Verbindungsstoß verlegt. Schon nach etwa zehn Jahren bildeten sich an den Unterseiten der Sandwichelemente nach und nach immer deutlichere Wellen und eine Dachinspektion ergab eine großflächige, nicht reparable Delamination des Verbundsystems. Die Folge war zum einen, dass die erforderliche Eigenstatik des Systems nicht mehr gegeben war; zum anderen gelangte Niederschlagswasser in die Dachkonstruktion und ins Gebäudeinnere. In Teilbereichen mussten in den letzten Jahren aus Sicherheitsgründen bereits vom Halleninneren aus zusätzliche Pfetten zur statischen Ertüchtigung eingezogen werden.

Im Frühjahr 2022 wurde der Zustand der Dachkonstruktion erneut bewertet und festgestellt, dass die schadhaften Sandwichpaneele den zu erwartenden Schneelasten im kommenden Winter nicht mehr standhalten würden. Die Halle musste also – während die Bestandsfassade erhalten blieb – komplett neu eingedeckt werden, parallel musste aber auch die Produktion weiterlaufen. Um eine Lösung für dieses Problem zu finden, prüfte der Bauherr verschiedenste Optionen bzw. Dachsysteme. Die Wahl fiel letztlich auf die Kombination aus Element-Dach-System und Dacheindeckung von Domico. „Das Element-Dach ist unser ‚schnellstes‘ Dach: Ohne die Oberschale können wir bis zu 1.500 m² pro Arbeitstag verlegen. Zudem kann das System bis zu 30 m frei überbrücken“, erklärt Peter Hinterberger, der bei Domico für die Planung und Fertigung der Komponenten für das Danieli-Projekt verantwortlich war.

 

Lösung: Element-Dach

Bei dem komplett recycelbaren „Element-Dach“ handelt es sich grundsätzlich um ein kompaktes Leichtbauelement, das aus Tragprofilen, Kassetten, mineralischer Wärmedämmung sowie Halteprofilen besteht. Als Dacheindeckung kommt, neben Metalltafeln, auch eine Folienabdichtung infrage – optional mit Lastberücksichtigung einer Begrünung. Domico fertigt alles objektbezogen ohne Verklebungen per Pressfügeverfahren im Werk mit sämtlichen vorgegebenen Durchbrüchen vor. „Sollten im Bauverlauf weitere Anschlüsse oder Einbauten nötig werden, können wir diese realisieren, ohne den Gesamtaufbau oder die Dichtheit zu beeinträchtigen“, betont Hinterberger. Beim Transport werden die einzelnen Dach-Elemente durch eine dampfdiffusionsoffene Abdeckbahn vor Beschädigung geschützt. Diese ermöglicht auch die Verlegung der Teile unabhängig von der Witterung.

In die Projektbearbeitung bei Danieli war neben Domico auch der Fachverarbeitungsbetrieb Eder Blechbau mit einbezogen. Beim ersten gemeinsamen Termin Anfang Juni 2022 erarbeiteten die Planer zusammen mit dem Kunden ein mögliches Konzept für die Bauausführung. Verbindliche Rahmenbedingung war die Fertigstellung der Sanierung vor Wintereinbruch 2022. Zudem sollte der Baufortschritt etappenweise bei entsprechender Witterung erfolgen. Die Demontage der alten Sandwichelemente sowie die Neumontage des Element-Dachs mussten dabei als Tagesleistung in einem Zuge erbracht werden. Auch entsprechende Abstimmungen mit der Brandschutzbehörde und der Gemeinde waren nötig. „Um die problemlose nachträgliche Installation einer PV-Anlage zu ermöglichen, haben wir das neue Dachsystem auf Kundenwunsch entsprechend statisch ausgelegt“, sagt Hinterberger. Die bestehenden Pfetten mussten dabei nicht verstärkt werden. Den Auftrag für die Bauausführung erteilte die Geschäftsführung der Danieli GmbH im Juli 2022.

 

Alt weicht neu

Anfang September 2022 wurde vor Beginn der Arbeiten innen die gesamte Hallendecke eingenetzt. Das Netz diente einerseits als Absturzsicherung, andererseits als Schutz der Mitarbeiter vor herabfallenden Gegenständen. Auch der Dachrandbereich wurde während der Arbeiten mit einem Schutzgerüst gesichert. Die Sanierung erfolgte über die gesamte Zeit im laufenden Produktionsbetrieb. In der Halle musste immer der Bereich gesperrt werden, über dem aktuell gearbeitet wurde. Es handelte sich dabei um etwa 10 x 25 m große Abschnitte. „Die Demontage und Entsorgung der Sandwichpaneele war der aufwendigste Arbeitsschritt“, erinnert sich Christian Zechner, der das Projekt bei Eder Blechbau begleitete. „Wir wussten nicht, wie sich die Paneele dabei verhalten würden. Wir sind jedoch davon ausgegangen, dass sie beim Abheben komplett auseinanderfallen – was sich bereits beim ersten Element bestätigte.“

Da übliche Transportmittel wie Sauger oder Zangen nicht eingesetzt werden konnten, konstruierte Eder Blechbau zum Abheben der etwa 12 m langen Sandwichelemente eine spezielle Vorrichtung mit sechs Auflagepunkten. „Auch die Entsorgung der Sandwichelemente erforderte einen besonderen Aufwand, da Metall und Dämmstoff sortenrein getrennt werden mussten. Die Kosten hierfür schlugen mit etwa 30 Euro/m² zu Buche“, fasst Zechner zusammen. Die neuen Dachelemente aus verzinktem Stahlblech waren 25 m lang und 3 m breit. Sie bestehen aus 2,5 mm starken Tragprofilen und 0,75 mm starken Kassetten. Die 50my Resista beschichtete Domitec-Stahlblecheindeckung ist ebenfalls 0,75 mm stark. Sie wurde durchdringungsfrei auf werkseitig vormontierten Halteleisten befestigt. Eine firstseitig hochgestellte und traufseitig abgekantete Längsstoßdichtung sorgt für Regensicherheit. Die Deckbreite der Tafeln beträgt 500 mm, die Profilhöhe 63 mm. Als Wärmedämmung dient Steinwolle. Der U-Wert der gesamten Dachkonstruktion liegt bei 0,17 W/m²K. Die einzelnen neuen Dachelemente wurden per Mobilkran auf ihren neuen Platz gehoben. Die Verlegung erfolgte über den bestehenden Pfetten von First zu Traufe in einem Hub. Ende Oktober 2022 waren die Sanierungsarbeiten abgeschlossen.

Die Autorin

Sandra Hoffmann

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