Ausgabe Mai | Juni 2018
AUSZUG AUS DEM INHALT:
TITELTHEMA
Dach- und Fassadenbegrünungen – Klimaaktiv Bauen
Täglich wird in Deutschland die Fläche von etwa 70 ha Natur versiegelt. Die Hälfte dieser Flächen verschwindet langfristig aus dem natürlichen Wasserkreislauf. Neben dem Flächenverbrauch zwingen uns Klimawandel (Urban Heat Island Effect und Extrem-Regenereignisse), Bevölkerungs- und Städtewachstum zum Umdenken und Handeln. Die urbanen Hitzeeffekte werden durch die Sonne, dunkle Gebäude und Straßen, versiegelte Oberflächen und dem schnell abfließenden Regenwasser verursacht. Ohne Pflanzen fehlen Evapotranspiration und damit die Verdunstungskühlung. Die Temperatur in Städten ist 1 bis 3 °C höher als im Umland.
VERANSTALTUNGEN
Passivhaustagung 2019
Die 23. Internationale Passivhaustagung wird im nächsten Jahr in China stattfinden. Das teilte Professor Wolfgang Feist in München mit: 2019 kommen die Experten des energieeffizienten Bauens und Sanierens in der chinesischen Stadt Gaobeidian zusammen. Damit findet die renommierte Tagung erstmals außerhalb von Europa statt.
CEB® 2018 in Karlsruhe
Zukünftige Trends und Innovationen rund um Energieeffizienz, Wärme- und Kältetechnik sowie Kraft-Wärme-Kopplung präsentiert die CEB® am 27. und 28.06.2018 in Karlsruhe.
REALISIERTE OBJEKTE
Einfamilienhaus bei Erding – Ein Fall für Zwei
Im Osten von München verwirklichte der Architekt David Wolfertstetter für seine Eltern ein Wohnhaus, das sich mit natürlichen Baustoffen optisch passgenau in die umgebende Landschaft einfügt und alle Wünsche der Bauherren erfüllt. Das Gebäude bietet einen gelungenen Mix aus ruhiger Klarheit und spannenden Details. Hinzu kommt ein langfristig sinnvolles Konzept für das Wohnen im Alter.
ENERGIEBERATUNG
Das Effizienz-Planungstool PHPP – Nicht nur für Passivhäuser
Das Passivhaus-Projektierungspaket (PHPP) ist ein entscheidender Bestandteil bei der Planung von hocheffizienten Gebäuden und Passivhäusern. So lassen sich die Auswirkungen
und das Zusammenspiel verschiedener Effizienzmaßnahmen beim geplanten Projekt mit dem PHPP verlässlich bewerten und optimieren. Die Praxis belegt: Der mit dem PHPP ermittelte Bedarf an Energie stimmt bei sorgfältiger Bauausführung mit dem tatsächlichen Verbrauch an Energie überein. Einen Performance Gap gibt es daher nicht.
GEBÄUDEHÜLLE
Winddichtheit – Die kleine Schwester der Luftdichtheit
Grundsätzlich sind gemäß derzeit geltender Energieeinsparverordnung 2014 zu errichtende Gebäude so auszuführen, „dass die wärmeübertragende Umfassungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig entsprechend den anerkannten Regeln der Technik abgedichtet ist“. Sinngemäß sollte diese Anforderung auch auf Sanierungen von Gebäuden angewendet werden. Überprüft werden sie regelmäßig mithilfe einer Differenzdruckmessung, nachdem während der Planung im Idealfall durch ein „Luftdichtheitskonzept“ zumindest zeichnerisch die Luftdichtheitsebene festgelegt wurde. Aber wie sieht es mit der Winddichtheit aus?
Großbaustelle des Klinikums Frankfurt – Passivhaus-Klinik: Rohbau steht
Auf diese Baustelle schaut die Welt: Im Frankfurter Stadtteil Höchst entsteht derzeit das weltweit erste Krankenhaus im Passivhaus-Standard. Der Rohbau der Klinik ist bereits fertiggestellt, aktuell läuft der Innenausbau auf Hochtouren. Abgeschlossen sein soll der Neubau der besonders energieeffizienten Klinik im nächsten Jahr. Vor der Inbetriebnahme ist ein mehrmonatiger Testbetrieb geplant. Das Passivhaus Institut in Darmstadt begleitet das Klinikum Frankfurt Höchst bereits seit den Planungen für den Neubau intensiv und setzt diese Beratung während der gesamten Bauarbeiten fort.
ANLAGENTECHNIK
Smart gesteuerte Nahwärme – Vernetzt, ausgeregelt und optimiert
Moderne Wärmenetze können als Instrument zur Dekarbonisierung des Versorgungsmarkts besonders effektiv betrieben werden. Zentrale Voraussetzungen sind optimierte Netztemperaturen, die Reduktion von Wärmeverlusten und eine prioritäre Einbindung regenerativer Energien. Intelligente Steuerungssysteme koordinieren hierfür komplexe Erzeugungs- und Verteilprozesse zu einem hoch präzisen Netzmanagement mit weitreichenden energetischen Effizienzpotenzialen.
Überarbeitung der DIN 1946-6 – Lüftungsnorm neu aufgelegt
Seit dem Erscheinen im Mai 2009 hat sich die DIN 1946-6 – „Lüftung von Wohnungen – Allgemeine Anforderungen zur Bemessung, Ausführung und Kennzeichnung, Übergabe/Übernahme (Abnahme) und Instandhaltung“ zu einem nicht mehr zu vernachlässigenden Planungsinstrument für den Wohnungsbau entwickelt. Das darin enthaltene Lüftungskonzept ist ein einfaches Verfahren, um die Anforderungen der EnEV § 6 (2) „Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass der zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung erforderliche Mindestluftwechsel sichergestellt ist“ umzusetzen. Dieses Verfahren hat sich trotz anfänglicher Kritik im Markt etabliert. Nach über fünf Jahren war es an der Zeit, die Norm auf Basis der bisherigen Erfahrungen zu überarbeiten. Ziel war keine grundsätzliche Neugestaltung, sondern die Norm auf die aktuellen Randbedingungen anzupassen.
RECHTLICHES
Verletzung von Eigentums- und Persönlichkeitsrechten – Vorsicht bei Thermografie- und Drohnenaufnahmen
Die Geschichte der Fotografie ist eine Geschichte der ständigen Weiterentwicklung der Aufnahmemöglichkeiten. Gerade neue Techniken wie die Thermografie und die Fotografie mittels Drohnen finden mit fallenden Preisen und zunehmender Qualität eine immer weitere Verbreitung, womit auch die Gefahr der rechtlichen Konflikte wächst.
Bauen ist komplex …
… und zwar in jeder Hinsicht! Oberste Priorität ist und bleibt deshalb eine lückenlose Planung, egal ob es sich um ein kleines Einfamilienhaus oder um einen großen Bürokomplex handelt. Bauphysik, Gestaltung, Statik, Energieeffizienz, technische Anlagen… es gibt so viele wichtige Rädchen, die ineinander greifen müssen, damit ein Gebäude am Ende auf lange Sicht funktioniert. Aber – wann „funktioniert“ ein Gebäude eigentlich? Wenn es möglichst wenig Energie verbraucht? Wenn es bauschadensfrei bleibt? Wenn die Proportionen stimmen und die Statik hält, was sie verspricht? Alles richtig, dennoch fehlt ein ganz wesentlicher Punkt, der in dem ganzen Normen-, Gesetzes- und Vorgabenwust leicht untergeht: die Behaglichkeit! Oder einfacher gesagt: Der Nutzer muss sich wohlfühlen! Manchmal haben wir das als Planer nicht in der Hand. So fällt bspw. aus Kostengründen (warum auch sonst?) die Entscheidung gegen eine Lüftungsanlage oder gegen einen außen liegenden Sonnenschutz. Genauso gut gibt es aber auch den umgekehrten Fall, nämlich dass eine unzureichende Planung das Raumklima negativ beeinflusst (z. B. zu geringe Luftfeuchte verursacht durch eine falsch dimensionierte Lüftungsanlage etc.). Dass Gebäude sogar krankmachen können, beweist das „Sick Building Syndrom“, kurz SBS. Ursachen können bspw. zu warme Räume, Schimmelpilzsporen, niedrige Luftwechselraten und Raumluftfeuchte, chemische Ausdünstungen usw. sein, die wiederum zu Symptomen von Kopfschmerzen und Augenreizungen über Konzentrationsschwäche und Müdigkeit bis hin zu Depressionen führen können.
Deshalb liegt es an uns, den Bauherren die große Relevanz der Behaglichkeit zu vermitteln. Scheitert die Umsetzung dann an Hürden wie „zu teuer“ oder „das brauch ich nicht“, dann bleibt uns wenigstens ein reines Gewissen.
Ein allzeit gutes Klima wünscht
Kathrin Hefele
Chefredaktion „EnEV Baupraxis“
Dipl.-Ing. (FH), Architektur, Energieberaterin (TUD)