Ausgabe März 2013
AUSZUG AUS DEM INHALT:
TITELTHEMA
Brandschutz von Wärmedämmverbundsystemen – Wie brandgefährlich sind WDV-Systeme?
Spektakuläre Brände an Außenwänden von Gebäuden mit Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) lösen derzeit emotional geführte Diskussionen über diese Art der Wärmedämmung aus. Der Dämmstoff Polystyrolhartschaum (EPS) geriet angesichts der zunehmenden Zahl von gedämmten und – im Zuge der Energiewende – noch zu dämmenden Fassaden in den Ruf der Brandgefährlichkeit. Skeptiker dokumentieren Laborversuche, die die Gefahr bestätigen sollen. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) – zuständig für die Beurteilung des Brandverhaltens von Baustoffen und Bauteilen – hält dagegen: In einer Presseerklärung stellt das Institut klar, dass die bisher zugelassenen WDV-Systeme sicher sind. Eine nähere Betrachtung zeigt jedoch alles andere als Klarheit.
SANIERUNGSPROJEKT
Sanierung der Sport- und Mehrzweckhalle, Johann-Strauß-Grundschule Berlin – Flexibel für Betrieb und Nutzer
Die Johann-Strauß-Grundschule in Berlin im Stadtbezirk Marzahn-Hellersdorf ist eine Einrichtung mit besonderem Merkmal: Die Schule fördert die musikalische Bildung von Kindern. Die Sporthalle wird daher nicht nur für den schulischen Sportunterricht und den Vereinssport genutzt, sondern auch mehrmals im Jahr für Musikveranstaltungen. Die zusätzliche Nutzung als Mehrzweckhalle wurde bei der Komplettsanierung und dem Umbau der Sporthalle – insbesondere bei der Verbesserung der Akustik im Hallenbereich sowie beim Brandschutzkonzept – besonders berücksichtigt.
ENERGIEBERATUNG
Dach- und Fassadenbegrünungen – Schützen, dämmen, kühlen – grüner Alleskönner?
In Deutschland fallen täglich über 100 ha Natur dem Verkehrs- und Wohnungsbau zum Opfer, etwa 12 % der Oberfläche Deutschlands sind bebaut und davon etwa 50 % versiegelt. Städte sind zu Hitzeinseln geworden („Urban Heat Islands“), die sich aufgrund des Klimawandels immer weiter erwärmen werden, wenn nicht geeignete Maßnahmen ergriffen werden. Unter anderem wird die Zahl der Sommertage (Tage > 25 °C) zunehmen – Experten gehen derzeit von 4,6 Tagen pro Jahrzehnt aus.
13 Irrtümer rund um Wärmedämmung und Feuchtigkeit – Ein Tummelplatz an Halbweisheiten
Was die Themen „Wärmedämmung“ und „Feuchtigkeit“ betrifft, sind etliche Missverständnisse und hartnäckige Gerüchte weit verbreitet. Aber wie viel Wahrheit steckt wirklich hinter den Behauptungen? Unser Experte Dr. Rüdiger Paschotta klärt auf!
GEBÄUDEHÜLLE
Holzfenster im Bestand – Austauschen oder erhalten?
Fenster stellen einen Schwachpunkt der Gebäudehülle dar. Insbesondere alte Holzfenster sind über die Jahre meist stark angegriffen: Die Farbe blättert, es zieht durch undichte, schlecht schließende Flügel, die Verglasungen sind sehr dünn, beschädigt oder sogar undurchsichtig geworden. Neue Fenster werden als pflegeleicht, langlebig und komfortabel angepriesen. Allzu häufig werden daher die Bestandsfenster für den Austausch freigegeben.
EVENTS & VERANSTALTUNGEN
Clean Energy Building 2013: 12 Fachkongresse erfolgreich veranstaltet – Experten gründen das Qualitätslabel „Aktivhaus“
Nach Abschluss der Clean Energy Building kann der Messeveranstalter REECO GmbH eine positive Bilanz ziehen: Auch in diesem Jahr lockte die Fach- und Kongressmesse international renommierte Referenten und Experten nach Stuttgart. An drei Messetagen widmeten sich die Besucher aktuellen Marktentwicklungen und Trends in den Messeschwerpunkten „Energieeffiziente Gebäude“, „Regenerative Energieerzeugungen“ und „Technische Gebäudeausrüstung“. Außerdem stellten namhafte Architekten und Ingenieure erstmals den Zusammenschluss „Aktivhaus e. V.“ vor.
ANLAGENTECHNIK
Hydraulischer Abgleich von Heizung- und Kühlanlagen – Optimale Effizienz
Beim Stichwort „Heizungsoptimierung“ wird meist an eine neue Form der effizienten und regenerativen Wärmeerzeugung wie etwa Wärmepumpe, Pelletkessel oder Fernwärme gedacht. Das allein bringt aber noch keine „Effizienz“ mit sich, denn mindestens genauso entscheidend wie ein geeigneter Wärmeerzeuger sind eine bedarfsgerechte Wärmeübergabe und eine hydraulisch angepasste Wärmeverteilung. Gerade Letzteres wird bei bestehenden Anlagen oft massiv unterschätzt. Dabei lohnt sich eine Optimierung in den meisten Fällen – aber nicht ohne Sachkunde.
Planung von Lüftungsanlagen nach DIN EN 15251:12-2012 – Erweiterung der Vorgaben zum Raumklima
Die DIN EN 15251 „Eingangsparameter für das Raumklima“ ist neben der DIN EN 13779 die wichtigste technische Regel zur Planung und Dimensionierung von RLT- und Klimaanlagen. Im Dezember 2012 erschien eine neue Fassung der Norm. Diese enthält nun einen ergänzten Nationalen Anhang (NA), der die Anforderungen im Hinblick auf Raumtemperaturen, Raumluftfeuchten, Luftgeschwindigkeiten und die Raumluftqualität konkretisiert.
RECHTLICHES
Welches Haftungsrisiko besteht bei der Übernahme von Planungsfehlern Dritter? – Ein Fehler kommt selten allein …
Beauftragt der Bauherr, weil spezielles Fachwissen gefragt ist, neben dem Architekten Sonderfachleute, muss jeder die an ihn beauftragten Werkleistungen so erfüllen, dass auf deren Grundlage ein mangelfreies und funktionstaugliches Gesamtwerk erstellt werden kann – so weit die Theorie. In der Praxis ergibt sich daraus eine Vielzahl von haftungsrechtlichen Fragen und Problemen, denn …
Welche Bußgelder drohen nach der EnEV 2009?
Unwirtschaftliche Sanierung – wann haftet der Planer? – Zuviel des Guten?
Die Anforderungen, die aus technischer Sicht an eine Gebäudesanierung gestellt werden, werden immer umfangreicher. Zunehmend zeigt sich das Problem, dass Sanierungen unwirtschaftlich sind, da sie mehr Kosten verursachen als eingespart werden können. Daher stellt sich die Frage: Welche Rechte hat der Bauherr gegenüber dem Planer, um einen Ausgleich für eine unwirtschaftliche Planung zu erhalten?
Liebe Leserin, lieber Leser,
waren Sie in letzter Zeit auf Haus- oder Wohnungssuche? Oder sind Sie vielleicht sogar gerade dabei?
Als Expertin oder Experte vom Fach wissen Sie natürlich, dass der Vermieter auf Nachfrage dem Kauf- oder Mietinteressenten den Energieausweis des Gebäudes zugänglich machen muss. Und, haben Sie bei der Besichtigung auch nach selbigem gefragt? Oder haben Sie lieber, wie übrigens etwa zwei Drittel der Mieter in Deutschland*, auf die Frage nach dem Energieausweis verzichtet?
Obwohl diese Vorzeigepflicht für Vermieter und für Eigentümer, die eine Immobilie verkaufen möchten, bereits seit knapp fünf Jahren besteht, hat sie sich bisher noch nicht überall durchgesetzt. Aber warum, wo diese Pflicht doch sogar gesetzlich verankert ist?
Es mag sein, dass ein Teil der Haus- und Wohnungsinteressierten einfach nicht um sein Recht auf Einsicht in den Energieausweis weiß. Aber viele trauen sich schlichtweg nicht, den Vermieter darauf anzusprechen, denn leider führt das dann häufig zu einer Absage – verstärkt natürlich dort, wo ohnehin Wohnungsknappheit herrscht. Beweisen lässt sich das freilich nicht, denn kein Immobilienbesitzer wird herausposaunen, dass genau das der Grund für die Absage war. Diesem Problem wird mit der kommenden EnEV versucht entgegenzuwirken, indem der Energieausweis nicht mehr nur auf Nachfrage, sondern generell bei einer Besichtigung vom Vermieter vorgezeigt werden muss. Ob sich das in der Praxis durchsetzt, wird sich erst noch zeigen.
Aus eigener Erfahrung sehe ich aber zudem einen anderen entscheidenden Grund, warum der Energieausweis immer noch „nur“ Nebendarsteller ist: Viele Wohnungssuchende können mit dem Nachweis schlichtweg nichts anfangen. Begriffe wie „Endenergie-“ oder „Primärenergiebedarf“ sind für Laien meist böhmische Dörfer. Ebenso ist der Unterschied zwischen Bedarfs- und Verbrauchsausweis unverständlich, oder mehr noch, es ist gar nicht klar, dass es zwei unterschiedliche Arten des Energieausweises gibt. Viel wichtiger ist doch die Frage: Welche monatlichen Kosten kommen für Strom, Heizung und Warmwasser auf mich zu? Solange diese Kosten noch bezahlt werden können, ist und bleibt der Energiestandard leider zweitrangig. Denn am wichtigsten Grundsatz für Immobilien hat sich auch bis heute noch nichts geändert: Es bleibt bei „Lage, Lage, Lage“.
Kathrin Hefele
Chefredaktion „EnEV im Bestand“
Dipl.-Ing. (FH), Architektur, Energieberaterin (TUD)