Ausgabe Mai | Juni 2020
AUSZUG AUS DEM INHALT:
TITELTHEMA
Digital aufmessen und dokumentieren – 2D, 3D, Punkt oder Wolke?
Energieberater, Planer oder Handwerker kommen um ein Aufmaß meist nicht herum. Welche digitale Aufmaßverfahren sind für wen geeignet, wo liegen die Unterschiede und worauf sollte man achten?
REALISIERTE OBJEKTE
Designhotel SILENA – Facettenreicher Neuanfang
In dem kleinen Dorf Vals in Südtirol auf einem Sonnenplateau in 1.354 Metern über dem Meeresspiegel fügt sich das Designhotel SILENA regelrecht organisch in die Natur der Hochmoor-Landschaft ein. SILENA steht für die Geschwister Magdalena und Simon Mair, die 2017 den bis dahin von ihren Eltern geführten, 350 Jahre alten „Moarhof“ übernahmen.
ENERGIEBERATUNG
Elektrochromie – Die Zukunft intelligenter Sonnenschutzlösungen
Elektrochromie bezeichnet die Fähigkeit von Molekülen und Kristallen, ihre optischen Eigenschaften durch Einwirken eines äußeren elektrischen Felds zu verändern. Das elektrische Feld beeinflusst die Elektronenzustände, was bspw. zu einer Farbveränderung der Moleküle führen kann. In der Architektur kommt das Prinzip bei Gläsern zum Einsatz.
Die Immobilie als Rohstofflager – Cradle to Cradle in der TGA
Die Bau- und Immobilienbranche gilt als größter Verbraucher der weltweiten Ressourcen und Verursacher von Abfallmengen. Allein die Baubranche in Europa verbraucht fast 50 % aller Rohstoffe und verursacht nahezu 60 % des Abfallaufkommens. Die zunehmenden Bautätigkeiten, die wachsende Industrialisierung und die rasante Verstädterung benötigen Unmengen an Sand, Zement, Eisen, Stahl und andere Baumaterialen. Dabei wandern viele der wertvollen Materialien und Rohstoffe nach der Sanierung oder dem Abriss direkt bzw. auf Umwegen auf die Deponie oder in die Müllverbrennungsanlage.
IM GESPRÄCH
mit Dr. Tobias Graf – Es grünt so grün
Schon heute stehen Städte vor Herausforderungen, welche künftig noch größer werden: Überhitzung, versiegelte Flächen und ein geringer Erholungswert sind nur drei davon. Das Startup Artificial Ecosystems hat ein selbstbegrünendes Bauelement entwickelt, um die Klimaprobleme in den Städten lokal zu entschärfen. Dr. Tobias Graf, Gründer von Artificial Ecosystems, erklärt, wie es zur Idee kam und wie das System funktioniert.
GEBÄUDEHÜLLE
Dachausbau und Aufstockung – Chancen und Perspektiven – Energetische Sanierung: Das Dach als entscheidende Rolle
Wenn wir die Klimaschutzziele, im Gebäudebereich bis 2050 einen CO2 neutralen Gebäudebestand zu erreichen, einhalten wollen, dann führt kein Weg an einer bundesweiten Dachausbau- und Sanierungskampagne vorbei. Der Großteil unserer Dächer sind nicht ausgebaut und haben immer noch die bescheidene Funktion eines unbeheizten Dachspeichers. Doch in der Dachsanierung steckt ein riesiges energetisches Potenzial, welches zudem ein enormes wirtschaftliches und konjunkturelles Volumen mit sich bringt.
ANLAGENTECHNIK
Selbsttätiger und dynamischer hydraulischer (thermostatischer) Abgleich – Heizung optimieren
In Umlaufwasser-Heizungsanlagen benutzen wir Wasser als Vorrats- und Transportbehälter für Wärme. Doch wieviel Wasser wird tatsächlich benötigt und wie stellt man die „richtige“ Wassermenge im Verhältnis zur transportierten, übertragenen oder gespeicherten Wärmemenge sicher? In diesem Beitrag wollen wir zeigen, dass die Lösung dieser Aufgabe mit einem thermostatischen Ansatz einfacher (selbsttätig) und besser (dynamisch) gelingt.
RECHTLICHES
Virus-Pandemie – Auswirkungen von Corona in der Baupraxis
Die Verbreitung des Coronavirus kann erhebliche Auswirkungen auf die Bauwirtschaft und speziell jedes einzelne Projekt haben. Auch die Erbringung einzelner Gewerke kann betroffen sein.
Toleranzrahmen des Architekten beim Bauen im Bestand: 20 bis 25 % – 21 % Mehrkosten (k)ein Kündigungsgrund?
Dem Bauherrn steht vom Grundsatz her ein Schadensersatzanspruch gegen seinen Architekten zu, wenn der vereinbarte Kostenrahmen oder die vereinbarte Kostenobergrenze aufgrund dessen schuldhaften pflichtwidrigen Verhaltens nicht eingehalten wurde. In diesem Zusammenhang ist immer wieder vom Toleranzrahmen bei Kostenschätzung und -berechnung die Rede. So urteilte bspw. das OLG Naumburg bereits am 28.02.2018.
Neue bessere Wege gehen
Wie ist es Ihnen in den letzten Wochen mit dem täglichen Begleiter Corona ergangen?
Zunächst einmal hoffe ich, dass Sie gesund sind und die Krise Ihnen gesellschaftlich und wirtschaftlich nicht allzu sehr zu schaffen macht! Privat trifft es jede und jeden einzelnen von uns auf unterschiedliche Art und Weise: Die einen vermissen das Feierabend-Bier im Freundeskreis, andere trauern der gestrichenen Urlaubsreise hinterher und wieder andere sehen es positiv und genießen sogar die Auszeit vom Freizeitstress. Beruflich hat sich bei so manchen alles verändert – von der Freistellung oder sogar Kündigung über Kurzarbeit bis in zum Home Office –, beim anderen Teil blieb fast alles beim Alten. Was die Baubranche anbelangt, lief und läuft es auf vielen Baustellen – mit kleinen Einschränkungen und Lieferschwierigkeiten – weiter. Dabei funktionieren Arbeiten im Rohbau- und GaLa-Bereich am Besten, denn im Freien ist die Ansteckungsgefahr nicht so hoch. Wobei, wenn wir ehrlich sind: 1,5 Meter Abstand lassen sich auch hier oft nicht konsequent umsetzen.
Ein Maler hat mir erzählt, dass Arbeiten an der Fassade oder in unbewohnten Gebäuden Gott sei Dank unproblematisch sind. Ein Schreiner wiederum sagt: „Bei mir stapeln sich die Möbel mittlerweile in der Schreinerei, so langsam geht mir der Platz aus. Ich kann das Zeug nicht einbauen, die meisten haben den Liefertermin verschoben.“ Genau solche Fälle verschaffen wiederum so manchem Architekten und Planer etwas Zeit oder zumindest kleine Puffer. Andererseits sind die Auftragsbücher ausführender Bau-Fachfirmen derzeit voller denn je und aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben.
Die Krise brachte und bringt also Fluch und Segen, Gewinne und Verluste mit sich. Gewinner sind zweifellos Klima und Umwelt. Weniger Verkehrsaufkommen auf der Straße, zu Wasser und in der Luft, keine Müllberge an Urlaubsstränden, die Natur atmet durch …
Deshalb hoffe ich, dass wir aus diesen positiven Nebeneffekten für die Zukunft lernen und wieder auf den Boden der Tatsachen zurückfinden. Müssen wir wirklich für ein Meeting durch ganz Deutschland oder um die halbe Welt reisen? Müssen wir – angefangen von den Nahrungsmitteln bis hin zu Industrieprodukten – alles zu Dumpingpreisen im Ausland produzieren lassen? Wir dürfen nicht vergessen, wohin uns unser Verhalten vor der Corona-Pandemie geführt hat und was uns die Krise gelehrt hat. Vielmehr sollten wir das Ganze als eine zwar bittere, aber schon lange notwendige Erfahrung sehen und die Erkenntnisse nutzen, um es in Zukunft besser zu machen.
Nachdenkliche Grüße
Kathrin Hefele
Chefredaktion „EnEV Baupraxis“
Dipl.-Ing. (FH), Architektur, Energieberaterin (TUD)