Ausgabe November | Dezember 2023
AUSZUG AUS DEM INHALT:
TITELTHEMA
GEG-Novelle: Das kommt 2024
Am 08.09.2023 hat der Deutsche Bundestag die Änderungsnovelle hin zum Gebäudeenergiegesetz 2024 beschlossen. An der namentlichen Abstimmung teilgenommen haben 677 Parlamentarier. Zugestimmt haben 397 Abgeordnete, bestehend aus SPD (202 Ja, 0 Enthaltungen), Bündnis 90/Grüne (112 Ja, 1 Enthaltung), die FDP (82 Ja, 4 Enthaltungen) sowie ein fraktionsloses Mitglied. 297 Parlamentarier aus den Oppositionsparteien haben dagegen gestimmt; CDU/CSU (171 Nein), AFD (67 Nein), Die Linke (33 Nein), Fraktionslose (4 Nein). Am 29.09.2023 billigte auch der Bundesrat das „Heizungsgesetz“. Damit kann das GEG 2024 nach der Veröffentlichung im Bundesanzeiger zum 01.01.2024 in Kraft treten.
ENERGIEBERATUNG
Delta Development errichtet kreislauffähiges Logistikzentrum: In der Logistik geht‘s rund
Cowboys, Woodstock, Rockstars: Seit 150 Jahren kleidet die Levis 501 wie eine „Uniform der Coolness“ alle Altersgruppen. Dabei passt sie sich immer ihrer Zeit an. Das gilt nun auch für ihr Zuhause, dem „Positive Footprint Wearhouse“. Das neue Logistikzentrum im Dorstener Industriepark wird besonders klimaschonend gebaut. Die Immobilie ist Deutschlands erstes kreislauffähiges Logistikzentrum, das Delta Development zusammen mit EPEA, einem zu Drees & Sommer gehörenden Forschungs- und Beratungsinstitut für die Implementierung von Cradle-to-Cradle-Lösungen, realisiert.
Einem zirkulären Ansatz folgend, zeigt es, wie kreislauffähiges Design, anspruchsvolle Architektur und nachhaltige Energieversorgung zusammenspielen. Nach knapp anderthalb Jahren Bauzeit wird das über 70.000 m² umfassende Neubauprojekt Ende des Jahres an Levi Strauss & Co übergeben.
Abdichtung im Altbau: Luftdicht anno 1910
Bereits zum dritten Mal in Folge hat der Gebäudesektor 2022 das Ziel der festgeschriebenen Jahresemissionsmengen überschritten. Einer der Hauptgründe ist eine noch immer viel zu geringe Sanierungsrate. Um das zu ändern, braucht es Transformationskonzepte, die möglichst einfach, schnell umsetzbar und unmittelbar effektiv sind. Einen guten Ansatzpunkt bietet die Abdichtung der Gebäudehülle. Was das konkret bedeutet, zeigen zwei Beispiele aus der Praxis. Die Effektivität der Abdichtung wird abschließend jeweils per Blower-Door-Test überprüft.
SONDERTEIL DIGITALISIERUNG IM BAUWESEN 2023
Berlin TXL: Pilotprojekt mit Sensorintegration
Starts und Landungen sind Geschichte – aus dem Flughafen Berlin Tegel wird Berlin TXL: ein Reallabor zur Erforschung der Stadt der Zukunft. Dabei spielt auch Digitalisierung eine große Rolle. Die Tegel Projekt GmbH hat hierzu ein Pilotprojekt durchgeführt: Um den Gebäudebetrieb mithilfe digitaler Datenerfassung zu optimieren, wurde ein Bestandsbau mit Sensoren ausgestattet.
Roche Forschungszentrum Basel: Wandelbar geplant
Mit dem pRed Forschungszentrum entwickelt der Pharmakonzern Roche am Hauptsitz in Basel bis Ende 2023 moderne Büro- und Laborarbeitsplätze für 1.800 Forscher. Der Neubau kann dank modularer Bauweise flexibel auf Veränderungen der Forschungsgebiete und die Digitalisierung reagieren. Noch bevor sich das aus vier Gebäuden bestehende Forschungszentrum Etage um Etage den Weg nach oben bahnte, konnte man es im digitalen Zwilling vom Keller bis ins Dach hinauf erkunden. Das virtuelle Modell bildete zugleich die Basis für die Modularisierung des Gebäudeentwurfs.
Im Gespräch mit Siglinde Czok: Smart Meter rollen wieder
Intelligente Messsysteme sollen helfen, die Digitalisierung im Gebäudeenergiebereich voranzutreiben. Die Pflicht zum sukzessiven Einbau sog. Smart Meter ergibt sich aus dem Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende bzw. insbesondere durch das Messstellenbetriebsgesetz sowie die Marktverfügbarkeitserklärung des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Die Vollziehung Letzterer setzte das Oberverwaltungsgericht (OVG) Nordrhein-Westfalen jedoch 2021 aus. Am 12.05.2023 wurde dann das „Smart-Meter-Gesetz“ final beschlossen. Was ist nun aus rechtlicher Sicht Status quo? Ein Gespräch mit der Rechtsanwältin Siglinde Czok …
REALISIERTE OBJEKTE
Bürobau Solarparc GmbH, Alfter: Klare Kante
Für die Solarparc GmbH, einen Dienstleister für regenerative Kraftwerkswirtschaft, entstand in Alfter bei Bonn ein ressourcenschonendes und energieeffizientes Bürogebäude in Holzbauweise. Das Besondere: Die Herstellung war vollkommen klimaneutral und die Nutzung ist klimaverträglich.
Bestandssanierung: Energie-Update mit Vorhangfassade
Das Beispiel des Landratsamts Dillingen zeigt auf, wie sich ein typischer Stahlbetonskelettbau der 1960er-Jahre dank vorgefertigten Holzbauelementen in die energetische Moderne führen ließ.
GEBÄUDEHÜLLE
Energetische Sanierung, Teil 2: Prinzip der Serie
Das Prinzip der seriellen Sanierung kommt aus den Niederlanden. Dort wird es oft mit dem Begriff „Energiesprong“ gleichgesetzt – was nichts anderes heißt als „Energiesprung“. Einen eben solchen sollen „verschwenderische“ Altbauten im Rahmen der seriellen Sanierung machen. Diese Art der Ertüchtigung soll v. a. schneller gehen als konventionelle Methoden und die Mieter während der Arbeiten weniger beeinträchtigen
ANLAGENTECHNIK
Wärmerückgewinnung: Verschenkst du noch oder gewinnst du schon?
Geht es um die Sanierung von Bestandsbauten, spielen Lüftungsanlagen eine zunehmend wichtige Rolle. Richtig ausgewählt und eingesetzt, können sie Energieeffizienz, Wohnkomfort und -gesundheit verbessern – wie das Beispiel eines DDR-Plattenbaus in Stadtroda beweist.
Luftdichtheit: Birkenstock „macht dicht”
Für knapp 110 Mio. Euro hat Birkenstock im Mecklenburg-Vorpommerschen Pasewalk ein neues Werk gebaut. Dank Luftleitungssystemen der Lüftungsanlagen mit Dichtheitsklasse ATC 2 spart das Unternehmen jährlich bis zu 85.000 Euro an Energiekosten ein.
Kommune tauscht Heizung im Bestandsgebäude: Vorteile optimierter Holzpelletlager
Bei großen Betonfertigteilbehältern für die unterirdische Bevorratung von Pellets gibt es im Hinblick auf Platzbedarf und Transportkosten eine optimierte Variante: den Ovalbehälter. Er ist kompatibel mit den meisten Pelletkesseln und mit automatischer Entnahmetechnik ausgestattet. Eine Gemeinde in Niedereschach hat ein entsprechendes System im Einsatz. Hier ein kritischer Erfahrungsbericht nach vier Jahren Heizungsbetrieb.
Raus aus den Debatten – rein in die Gesetzgebung
Die Wiesn liegt hinter uns und auch die Expo Real hat ihre Pforten längst wieder geschlossen. Wir sind also mittendrin im Herbst und damit in den Startlöchern zum Jahresendspurt. Und was für ein Lauf das war, 2023. Abgesehen davon, dass die 365 Tage gefühlt wieder viel zu schnell vergangen sind, ist es arbeits- und „neuheitentechnisch“ nicht langweilig geworden. Nach dem „raus aus Corona“ und „rein in den Ukraine-Krieg“ haben sich nicht nur Themen wie Liefer- und Materialengpässe fest im Alltag zementiert, sondern auch Schlagworte wie „Gasmangellage“, „Energiekrise“, „Fachkräftemangel“ undundund…
Kurzum: Alles, was „gestern“ noch zuhauf verfügbar war, ist heute knapp geworden. Gähnende Leere in manchen Lagern und ebenso in manchem Auftragsbuch. Denn mit dem Klima kam die Energiekrise, und die hatte auch bald stark einbrechende Bauvolumina im Gepäck – denn wo Verfügbarkeiten knapper werden, schnellen Preise rasch nach oben. Die Welt der Selbstverständlichkeiten ist ins Wanken geraten – Stabilität muss wieder her. Doch Sicherheiten in unsicheren Zeiten herzustellen, ist gar nicht so einfach – v. a., wenn die Interessenslagen sehr unterschiedlich sind und die Zeit zum Handeln knapper wird. Wie sich das dann in der Praxis auswirkt, machte nicht nur das Tauziehen um die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes deutlich. Nach langem Hin und Her ist es zwar vollbracht – die Novelle steht. Aber das Gezanke um deren Inhalt und den der nächsten Novelle läuft munter weiter. Immerhin sind die Weichen für 2024 nun gestellt. Und wo diese hinführen, bzw. was das GEG 2024 dem Gebäude-Energie-Bereich beschert, hat unser Autor Prof. Dr. Werner Friedl im Titelthema dieser Ausgabe zusammengefasst.
Wer sich ausführlich mit dem Inhalt der Novelle auseinandersetzen möchte, kann das mit „KlarText! GEG“ tun. Die aktualisierte Ausgabe des Booklets liegt diesem Magazin bei. Damit sind Sie in puncto GEG gut gerüstet fürs neue Jahr. Was dann im Hinblick auf die kommunale Wärmeplanung zu beachten sein wird, darüber berichten wir, wenn auch hier die Würfel gefallen sind. Am 09.10.2023 hat die Bundesregierung einen Gesetzentwurf für die Wärmeplanung vorgelegt, der ab 01.01.2024 die Grundlage für klimafreundliches Heizen werden soll. Der Bundestag hat das Gesetz am 13.10.2023 in erster Lesung beraten. Entscheidungen waren zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses für diese Ausgabe der GEG Baupraxis noch nicht gefallen. Hier geht es also noch etwas weiter mit den „Debatten“, bevor wir mit dem neuen Jahr in die Gesetzgebung starten.
Nun wünschen wir Ihnen aber erst einmal noch einen erfolgreichen Endspurt für dieses Jahr. Alles Gute für Sie und bis bald!
Ihr GEG Baupraxis-Team